Grazie e arrivederci
Vielleicht wundern sich so manche, dass es ruhig geworden ist auf dieser Seite. Keine fetzigen Artikel, keine üblen Scherze, gar nichts mehr ist los. Selbst Seminarangebote sucht man vergebens. Wer bei unseren letzten Seminaren war, wo es um Trail-Legen, um Training und um das Begleiten anderer Teams ging, weiß vielleicht schon, worauf wir hingearbeitet haben: auf die Emanzipation der Teilnehmer. Anders als andere haben wir versucht, die Leute möglichst schnell unabhängig von uns zu machen. Inputs geben ist super, Fragen aufwerfen und nach Antworten suchen ist noch besser – aber trainieren muss sowieso jeder für sich selbst, zusammen mit seinem Hund. So ganz überraschend kommt es also nicht: Wir werden in Zukunft **keine** Seminare mehr veranstalten, und wir wollen erst gar nicht zur faulen Ausrede „Zeitmangel“ greifen. Zeit hat man nämlich immer, wenn man sie sich nimmt. Es ist vielmehr so, dass uns die Lust vergangen ist – an der Szene, am Ehrgeiz, an den professionellen Hundemenschen, die Trailen halt auch noch schnell auf ihre Angebotsliste quetschen wollen. Klar doch, wir, Elisabeth und Robert haben mit unseren Jobs und unseren [[Buchprojekten http://schicketanz.boulanger.at]] ziemlich viel um die Ohren, und ein Seminar anständig zu organisieren ist mit enormem Aufwand verbunden. Aber es hat auch Spaß gemacht, und wir sind unheimlich stolz darauf, dass wir einigen Teams zu tollen Fortschritten verhelfen konnten, einigen Teams das Trailen vermiest haben und ganz vielen Menschen Impulse für ein freundliches und erfreuliches Zusammenleben mit ihren Hunden geben konnten. Am meisten freuen wir uns darüber, dass keiner „unserer“ Hunde jemals in das berühmte „Motivationsloch“ gefallen ist. Unsere eigenen Hunde haben nach wie vor ungebrochen Spaß an der Sache, und auch wir möchten das Versteckspiel für Erwachsene als Freizeitbeschäftigung nicht missen. Trailen ist für alle Beteiligten lustig, hält fit und kann Hunde, die ohne Druck und ohne Lebensretterzwang suchen, durchaus bis ins hohe Alter begeistern, wenn man es als Privatvergnügen ansieht und die Anforderungen an die Hunde anpasst. Wenn. Das ist vielleicht das Zauberwort. Die Wirklichkeit hat für uns anders ausgesehen. De facto waren wir die meisten Zeit damit beschäftigt, Kinder, die in den Brunnen gefallen waren, wieder herauszuziehen. Wir sahen viele Rettungshunde, die sich dem ständigen Druck entzogen hatten, indem sie sich total gestresst auf den vermeintlichen Trail stürzten, der keiner war; wir sahen emsige Seminarbesucher, die quer durchs Land und in anderen Ländern dazulernen wollten und deren überforderte Hunde die Schnauze voll hatten; wir sahen viele Freizeittrailer, die ihre Supernasen artgerecht beschäftigten und andächtig auf die Entscheidung ihrer Hunde warteten – schließlich braucht man den Hund ja nur zu lesen – bis diese endgültig frustriert waren und gar nichts mehr machten. Wir sahen Angsthunde und Hunde, die Schmerzen hatten, und wir hoffen sehr, zumindest einigen von ihnen das Leben erleichtert zu haben, indem wir ihnen eine Behandlung nahelegten. Wir sahen viele ehrgeizige Menschen, die die Grenzen ihrer Hunde völlig ungeniert oder auch wissentlich verbissen überschritten. (In unserer eigenen „Lehrzeit“ haben wir miterlebt, wie unfair Menschen miteinander und mit ihren Hunden umgehen können, wenn es um ein läppisches Stück Papier geht, das die Momentaufnahme einer Leistung bestätigen sollte.) Wir führten endlose Diskussionen mit Menschen, die nach funktionierenden Kochrezepten und überprüfbaren Abläufen suchten, und mit solchen, die felsenfest davon überzeugt waren, dass ihr Hund mit alten Trails kein Problem hätte. Und wir sahen großartige Teams, die wunderbar zusammenarbeiteten. Menschen, die sich mit schönster Selbstverständlichkeit auf ihre Hunde einlassen, sich auf das, was der Hund signalisiert, konzentrieren und dementsprechend reagieren konnten. Bei denen passte einfach alles: das gegenseitige Vertrauen, das „Gespür“ für den Hund, die Kommunikation. Manchmal brauchte es bloß noch ein bisschen Technik, und die Sache lief. Diese Teams brauchen uns nicht mehr. Die anderen brauchen wir nicht mehr. Zugestanden, die Entwicklungen der letzten Jahre haben uns frustriert. Wenn wir uns jetzt in der Hundeszene so umsehen, fällt uns ein Rückschritt unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaft ins Auge, eine Tendenz zur Maschine Hund im Namen der Lerntheorie. Der Hundesport, ein historisches Relikt aus Zeiten, die wir nur allzu gern vergessen würden, scheint in der Folge ebenfalls zu neuen Ehren zu kommen. Damit wollen wir nichts zu tun haben. Wir mögen unsere Hunde unter anderem deshalb so gerne, weil sie lebendig sind (auch wenn es manchmal nervt, wenn Herr Brisco oder Herr Luzifer auf „Kommst du jetzt?“ mit „Ja, gleich dann“ antworten). Diejenigen, die uns nicht leiden können, dürfen sich jetzt zufrieden zurücklehnen, ihre Schadenfreude auf Facebook posten, anderen Trainern Mails schreiben oder sie anrufen und hämisch „Ich hab’s ja gleich gesagt“ sagen. Zu früh gefreut, Leute. Die Luft ist noch nicht draußen, so ganz verschwinden werden wir nicht. Das letzte Seminar, das ja bereits ein informelles Trailtreffen war, war nämlich eine wirklich feine Sache. Es ist viel netter, wenn auch wir keinen Druck haben und nicht unbedingt funktionieren müssen – warum sollten allein die Hunde in den Genuss dieses Privilegs kommen … Wir peilen also ein-, zweimal pro Jahr solche Treffen an, und sei’s nur, um ein wenig verstecken zu spielen und zu quatschen und eine gute Zeit mit unseren Hunden und netten Menschen zu verbringen.
Eure Elisabeth & Robert