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Wider den Methodenzwang

Es bietet sich geradezu an, Paul Feyerabends wissenschaftstheoretischen Anarchismus auf den Methodenstreit in der Mantrailing-Szene zu übertragen. Feyerabends Postulat, dass Fortschritt in der Wissenschaft in vieler Hinsicht nur dadurch möglich gewesen sei, dass Intuition und Kreativität dem Erkenntnisgewinn vorangegangen wären, und seine Forderung nach "Anti-Regeln" kommen der Sache Mantrailing per se entgegen.
Und doch hat sich innerhalb verschiedenen Schulen seltsamerweise ein gewisser Dogmatismus breitgemacht, Glaubensgemeinschaften haben sich gebildet, die für sich gegen den Rest der Welt orthodoxe Regeln hinsichtlich einer Materie aufstellen, für die noch kein wissenschaftliches Regelwerk gefunden wurde. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Da kommt - intuitiv - der Gedanke hoch, es könnte sich dabei um das Verschleiern der Tatsache handeln, dass die heftig verteidigte einzig "wahre Methode" sich mit einem massiven Mangel an Beweisen konfrontiert sieht.
Die Zugänge zur "Wahrheit" - in unserem Fall: zur einzig wahren Methode - können wir nicht empirisch messen und beurteilen, allein schon deshalb, weil diese Zugänge häufig nicht zusammenpassen und die Vertreter der einzelnen Schulen sich mit Leibeskräften dagegen wehren, Gemeinsamkeiten zu finden. Immerhin definieren sich auch Religionen durch Unterschiede und nicht durch allgemeingültige ethische Werte.
Und so führt die Fähigkeit, einmal zweifelnd um die Ecke zu denken, nicht selten zum Ausschluss aus der Glaubensgemeinschaft. So kommt es aber auch, dass man um die Wissenschaft, die übertragbare Kritierien für das Wie und Was am Trail finden könnte, einen großen Bogen macht, denn es könnte vorkommen, dass das, was man beobachtet und aus dem man seine Theorie abgeleitet hat, nur ein Teil der "Wahrheit" ist, oder schlimmer noch - dieser sogar widerspricht. Das wäre geradezu Häresie.
Die Lösung, die Feyerabend dafür anbietet, ist denkbar einfach. Regentänze seien genauso gut wie Wettervorhersagen, schreibt er. Was wir für einen Erkenntnisfortschritt in Sachen Mantrailing brauchen, ist schlichter Pluralismus. Wir sollten uns von "richtig" und "falsch" verabschieden, die Augen offen halten und ruhig auch einmal auf Intuition und Kreativität zurückgreifen und unsere auf dieser Basis erwachsenden Beobachtungen der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Wie die Forschung selbst ist die Ausbildung eines Suchteams ein dynamischer Prozess, der sich mit jeder neuen Erkenntnis verändern und eine andere Richtung nehmen kann und nicht durch ein erstarrtes Regelwerk in die Irre geführt oder behindert werden soll.
 

Schön ist, was gefällt. Richtig ist, was funktioniert. Was funktioniert, ist schön. Anything goes.

E.L. Februar 2013